Einführung

Sachinformation und didaktische Perspektive

Die Migrationskrise sorgt in der Europäischen Union seit 2015 verstärkt für Kontroversen. Während einige EU-Mitgliedstaaten zunächst eine nahezu bedingungslose Willkommenspolitik verfolgten und die zunehmende Zahl von Flüchtigen aus verschiedenen Regionen der Welt versuchten aufzufangen, waren anderen Staaten, besonders an den EU-Außengrenzen, schnell mit der Vielzahl an Menschen, die bei ihnen Zuflucht suchten, überfordert. Auch die Fluchthilfe wurde in den Debatten kontrovers diskutiert. Im Rahmen dieses Moduls setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Fluchthilfe auseinander. Mit einem Blick auf die nationalsozialistische Vergangenheit diskutieren sie Fragen der Legitimität aber auch der Legalität von Fluchthilfe in der europäischen Vergangenheit und Gegenwart. Mit Hilfe eines Rollenspiels erhalten sie darüber hinaus einen Einblick, welche offizielle Haltung die verschiedenen EU-Mitgliedstaaten in Bezug auf die Migrationsfrage einnehmen und mit welchen unterschiedlichen Herausforderungen sie sich konfrontiert sehen. Am Ende des Moduls lernen die Schülerinnen und Schüler den UN-Migrationspakt als einen internationalen Lösungsansatz kennen.

Erwartete Kompetenzen

Kompetenzen
Urteils- und Orientierungskompetenz, Kritik- und Urteilsfähigkeit, Deutungskompetenz, Medienkompetenz, Perspektivenübernahme, Sachkompetenz
Lehrplanbezug
Aktuelle Flucht und Migration, Fluchtursachen und -bewegungen, Nationalsozialismus, Holocaust, Zweiter Weltkrieg, jüdische Emigration/Flucht, Individuum und Gesellschaft, Wertvorstellungen und Wertekonflikte, Zusammenleben und Gemeinsinn, Menschen in Not
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Empfohlenes Alter 14-18
Zeitrahmen 3x45 Min.
Benötigte Materialien Tafel/Flipchart; Knöpfe; Würfel; Lernkarten; Smartphones/Computer mit Internetzugang für die Schülerinnen und Schüler; Befestigungsmaterial (Magneten / Klebeband / Pinnadeln); Moderationskarten; Nähnadeln; Moderationskarten; Farbiges Din A4 Papier; Stifte; Computer mit Internetzugang und Projektor; Handys oder andere Aufnahmegeräte; Schreibmaterialien (wenn nötig); Whiteboard; Wollfäden und Stoffstreifen; Computerarbeitsstationen oder mobile Terminals; Weltkarte;
Beschreibung Dieses Moduls behandelt die Fragen, warum Menschen aus ihren Heimatländern fliehen, wer ihnen dabei hilft, wie und warum.
Fach / Themenfeld Biologie Kommunikation Kosmopolitanismus Dialog Diversität Englisch Ethik/Religion Geografie Geschichte IT Sprache Medienerziehung Politik Zeichen Sozialkunde/Gesellschaftslehre soziales Lernen Symbole

Ablaufplan

Abkürzungen:

  • A = Aktivität
  • D = Diskussion
  • GA = Gruppenarbeit
  • IW = Individuelle Arbeit
  • HA = Hausaufgabe
  • PA = Partnerarbeit
  • VL = Vorbereitung (Lehrkraft)
  • = Schüleräußerungen
  • SP = Schülerpräsentation
  • LV = Lehrervortrag

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Phase Inhalt Medien, Material

Einführung
(15 Min.)

  • A
  • D
Lernziele
  • Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit Definitionen von Migration und Flucht auseinander und lernen, die Begriffe zu differenzieren.
  • Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten selbstständig verschiedene Ursachen von Flucht und Zwangsmigration.
  • Die Schülerinnen und Schüler setzen sich selbstständig mit historischen und aktuellen Fluchtbewegungen auseinander.
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft bereitet sich anhand des Sachtextes Geflüchtet vor Krieg und Verfolgung (Material 1) und ggf. einer weiterführenden Internetrecherche auf das Thema vor.
  • Sie kopiert das Arbeitsblatt Ursachen von (Zwangs-)Migration und Flucht (Material 2) für die Partnerarbeit in ausreichender Stückzahl.
  • Als Migration versteht man im Allgemeinen die dauerhafte Verlagerung des eigenen Lebensmittelpunktes an einen anderen Ort. Auch Flüchtlinge sind Migrantinnen und Migranten, allerdings solche, die sich durch gewisse Lebensumstände gezwungen sehen, ihren Wohnort zu wechseln. Zu diesen Lebensumständen zählen Krieg, Verfolgung oder Naturkatastrophen. Flucht ist also eine Form der Migration unter Zwang.
Einstieg
  • Die Lehrkraft schreibt als stummen Impuls die Wörter „Migration“ und „Flucht“ an die linke bzw. rechte Tafelseite. Sie sammelt jeweils verschiedene Assoziationen der Schülerinnen und Schüler und verdeutlicht im Gespräch Unterscheidungen und Gemeinsamkeiten.
M1
Sachtext
Zusatzmaterial
  • Tafel/Flipchart

Hauptteil
(25 Min.)

  • A
  • PA
  • Schritt 1 Die Lehrkraft liest gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern den Sachtext auf dem Arbeitsblatt Ursachen von (Zwangs-) Migration und Flucht (Material 2).
  • Schritt 2 Die Lehrkraft beantwortet Verständnisfragen der Schülerinnen und Schüler zum Text.
  • Schritt 3 Die Schülerinnen und Schüler definieren in Partnerarbeit auf der Grundlage des Sachtextes Zwangsmigration und Flucht und arbeiten Ursachen heraus.
M2
Arbeitsblatt „Ursachen von (Zwangs-)Migration und Flucht: Eine kurze Einführung“

Transfer und Ergebnissicherung
(10 Min.)

  • LV
  • SP
  • Die Lehrkraft visualisiert die Definition von Flucht und Flüchtlingen des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen UNHCR Definition "Flüchtling".
  • Die Schülerinnen und Schüler präsentieren mündlich ihre erarbeitete Definition und gleichen diese mit der des UNHCR ab.
M3
UNHCR Definition „Flüchtling“
Zusatzmaterial
  • Tafel/Flipchart
Phase Inhalt Medien, Material

Einführung
(15 Min.)

  • A
  • LV
Lernziele
  • Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Thema Fluchthilfe im Nationalsozialismus und heute auseinander.
  • Sie lernen zwei Biographien von Fluchthelferinnen und -helfern im Nationalsozialismus kennen.
  • Die Schülerinnen und Schüler diskutieren und bewerten das Handeln von Fluchthelferinnen und -helfern.
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft stellt sicher, dass eine Internetverbindung und die Möglichkeit zum Abspielen eines Videos vorhanden sind.
  • Es wird ein Projektor zum Projizieren von Videos und kurzen Texten benötigt.
  • Die Lehrkraft liest im Vorwege die Sachinformationen zu dem Video Werde Fluchthelfer.in durch und schaut sich ggf. die Kampagnenwebsite an.
  • Sie hält Kopien von "Die Fluchthelfer Luise Meier und Josef Höfler" für alle Schülerinnen und Schüler und einen Ausdruck von „Werde Fluchthelfer.In“ für sich bereit.
Einstieg
  • Schritt 1 Die Lehrkraft und die Schülerinnen und Schüler schauen gemeinsam das Video Werde Fluchthelfer.in an.
  • Schritt 2 Die Lehrkraft visualisiert die Zitate aus dem Video.
  • Schritt 3 Die Lehrkraft hält das Transkript Werde Fluchthelfer.in für sich bereit, um Verständnisfragen zu dem Video zu klären und ggf. einzelne Abschnitte vorzulesen.
  • Schritt 4 Nachdem sie das Video angesehen haben, erklärt die Lehrkraft worum es bei der Kampagne geht und fragt die Schülerinnen und Schüler nach ihrer Meinung zu dem Film und den Zitaten aus dem Film im Vergleich zu der Schlagzeile in der deutschen Zeitung.
M4
Video „Werde Fluchthelfer.In“
M5
Transkript des Videos „Werde Fluchthelfer.In“
M6
Zitate aus dem Video „Werde Fluchthelfer.in“
Zusatzmaterial
  • Tafel/Flipchart

Diskussion
(25 Min.)

  • A
  • Schritt 1 Die Schülerinnen und Schüler lesen den Sachtext Die Fluchthelfer Luise Meier und Josef Höfler und erarbeiten dann ihr Handeln aus Sicht der Historikerin Claudia Schoppmann.
  • Schritt 2 Im Unterrichtsgespräch wird diskutiert, wie das Verhalten des Ehepaares im Video, von Louise Meier und Josef Höfler zu beurteilen ist und welchen Unterschied sich in der Beurteilung in Bezug auf die aktuelle Situation und die Lage im Nationalsozialismus ergeben.
  • Schritt 3 Die Lehrkraft hält die Argumente an der Tafel fest.
M7
Arbeitsblatt Die Fluchthelfer Luise Meier und Josef Höfler

Konklusion
(10 Min.)

  • D
  • Die Lehrkraft führt ein abschließendes Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern und regt eine kritische Diskussion an. Sie ergänzt die Argumente an der Tafel.
  • Nachdem sie das Video angesehen haben, erklärt die Lehrkraft worum es bei der Kampagne geht und fragt die Schülerinnen und Schüler nach ihrer Meinung zu dem Film und den Zitaten aus dem Film im Vergleich zu der Schlagzeile in der deutschen Zeitung.
    • Welche Akteure fallen euch noch ein, die direkt oder indirekt Fluchthilfe betreiben? (z. B. Notrettung, Seawatch usw.)
    • Welche Argumente sprechen noch für oder gegen eine Fluchthilfe?
    • Welche (rechtlichen) Probleme treten bei der Fluchthilfe auf? Was kann der Staat dagegen tun?
    • Welche Motivation haben die verschiedenen Fluchthelferinnen und -helfer möglicherweise?
    • Unter welchen Umständen handeln Fluchthelferinnen und -helfer (moralisch) richtig?
Erwartungshorizont
  • Ziel der abschließenden Diskussion ist es, dass die Schülerinnen und Schüler aufgrund der Auseinandersetzung mit der Thematik und durch eine subjektorientierte Rollenübernahme zu eigenen Beurteilungen gelangen.
Zusatzmaterial
  • Tafel/Flipchart
Phase Inhalt Medien, Material

Einführung
(15 Min.)

  • A
Lernziele
  • Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den Auswirkungen der aktuellen Migration nach Europa für die verschiedenen EU-Mitgliedstaaten auseinander.
  • Die Schülerinnen und Schüler vergleichen Herausforderungen, die durch die Migration entstehen und die Reaktion der Regierungen der EU-Mitgliedstaaten.
  • Die Schülerinnen und Schüler setzen sich kritisch mit der Argumentation für und gegen die Aufnahme von Flüchtlingen auseinander.
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft bereitet die Rollenkarten Migration in der EU vor. Je nach Klassengröße werden einige Rollen nicht vergeben. Ggf. trifft die Lehrkraft eine Vorauswahl, welche Rollen auf jeden Fall belegt sein sollten und welche ausgelassen werden können.
  • Die Lehrkraft bereitet sich mit Hilfe der Hintergrundinformationen zum UN-Migrationspakt darauf vor, den UN-Migrationspakt vorzustellen.
  • Für die Gruppenarbeit benötigt jede Gruppe Zugang zum Internet, um eigenständig recherchieren zu können.
  • Die Lehrkraft hält Kopien des Arbeitsblattes Migration in die EU in ausreichender Anzahl bereit.
Einstieg
  • Schritt 1 Die Lehrkraft erinnert an die Diskussion der letzten Stunde.
  • Schritt 2 Die Schülerinnen und Schüler tragen zusammen, welche Aspekte von Flucht und Migration behandelt wurden.
  • Schritt 3 Impulse:
    • Auf welche Weise sind Migrantinnen und Migranten in der letzten Stunde in Erscheinung getreten?
    • Welche Rolle spielten Fluchthelferinnen und -helfer?
    • Welche Fragen und Probleme treten in Zusammenhang mit Migration auf, die in der letzten Stunde nicht oder nur nebenbei behandelt wurden?
  • Schritt 4 Warum spricht man von einer europäischen Flüchtlings- oder Migrationskrise?

Hauptteil
(15 Min.)

  • GA
  • Schritt 1 Die Lehrkraft teilt die Schülerinnen und Schüler in mehrere Kleingruppen ein (2-3 Personen pro Gruppe). Sie verteilt das Arbeitsblatt Migrations in der EU.
  • Schritt 2 Die Gruppen ziehen jeweils einen EU-Mitgliedstaat, den sie bearbeiten werden.
  • Schritt 3 Die Lehrkraft weist darauf hin, dass die Schülerinnen und Schüler sich zwar mit Hilfe von Wikipedia einen Überblick verschaffen dürfen, sich in der Vorstellung aber auf mindestens eine belastbare bzw. zitierfähige Quelle beziehen sollen und auch kurz erklären müssen, warum sie die Quelle für glaubwürdig halten.
M8
Arbeitsblatt Rollenkarten zu Arbeitsblatt 3 „Migration in der EU“
M9
Rollenkarten Rollenkarten zu Arbeitsblatt 3 „Migration in der EU“

Diskussion
(15 Min.)

  • SP
  • D
  • Schritt 1 Die Gruppen stellen nacheinander den Mitgliedstaat und die Quellen vor, die als Grundlage für die Diskussion dienen.
  • Schritt 2 Die Lehrkraft moderiert die Diskussion. Die Gruppen sollen jeweils die Position ihres EU-Mitgliedstaates einnehmen.
  • Schritt 3 Nachdem sie das Video angesehen haben, erklärt die Lehrkraft worum es bei der Kampagne geht und fragt die Schülerinnen und Schüler nach ihrer Meinung zu dem Film und den Zitaten aus dem Film im Vergleich zu der Schlagzeile in der deutschen Zeitung.
    • Welche Einstellung habt ihr zur Migration nach Europa?
    • Welche Gründe bewegen euch zu dieser Einstellung?
    • Was für Probleme habt ihr mit der Migration nach Europa?
  • Schritt 4 Was erhofft ihr euch oder fordert ihr von den anderen EU-Mitgliedstaaten?

Konklusion
(5 Min.)

  • LV

Die Lehrkraft stellt den UN-Migrationspakt als internationalen Lösungsansatz für die Migrationskrise vor.

M10
Hintergrundinformationen zum UN-Migrationspakt