Einführung

Sachinformation und didaktische Perspektive

Zu Beginn dieses Moduls wird der hier zentrale Begriff der „Inklusion“ erläutert und von anderen für den Diskurs relevanten Begriffen abgegrenzt. Allgemein steht „soziale Inklusion“ für (das Recht auf) Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in allen Bereichen. Auf den schulischen Kontext übertragen bedeutet dies, dass alle S*S mit und ohne Beeinträchtigung zusammen unterrichtet werden und jedes Kind mit all seinen Facetten wahrgenommen und individuell gefördert wird. Im inklusiv gestalteten Unterricht werden alle Lernausgangslagen und Lernstile der S*S berücksichtigt und das mit- und voneinander Lernen in der Gruppe wird durch die Lehrkräfte gefördert. Ferner müssen alle Beteiligten sich mit der Vielfalt im Klassenzimmer auseinandersetzen und diese wertschätzend anerkennen. Bei der Durchführung dieses Moduls sollte die Lehrkraft darauf achten, dass einzelne von Beeinträchtigungen bzw. Behinderung betroffene S*S nicht zu Expert*innen gemacht oder vorgeführt werden. Äußerungen hinsichtlich eigener Erfahrungen sollten immer auf Freiwilligkeit beruhen.

In diesem Modul werden verschiedene Sozialformen angewendet, die auch die Zusammenstellung heterogener Arbeitsgruppen ermöglichen. Durch selbstständig durchzuführende Recherchen der S*S und die frei wählbaren Präsentationsmethoden können individuelle Stärken und Schwächen berücksichtigt werden. Die Videos sind leicht verständlich und bei ihrer Auswahl wurde auf eine sinnvolle Untertitelung Wert gelegt, die hörbeeinträchtigten S*S entgegenkommt.

Ein Lernziel dieses Moduls ist das Sensibilisieren für die Thematik Inklusion und Beeinträchtigung/Behinderung. Es soll ein möglichst realitätsnahes, buntes, vielseitiges Bild gezeigt werden. Daher werden zumeist (aber nicht ausschließlich) positive Beispiele angeführt (seien es Personen oder kulturelle Produktionen). Dieser Aspekt ist für alle S*S sinnvoll, um den bisherigen, häufig negativ konnotierten Darstellungen entgegenzuwirken und betroffenen S*S Identifikationsmöglichkeiten bereitzustellen.

Die abschließende Unterrichtsstunde regt die S*S dazu an, Kategorisierungen kritisch zu hinterfragen und mithilfe von Reflexionsfragen eigene Identitätsarbeit zu leisten. Die S*S können selbst entscheiden, was und wie viel sie im Unterrichtsgespräch, das im Rahmen dieser Übung erfolgt, preisgeben möchten.

Erwartete Kompetenzen

Kompetenzen
Urteils-, Orientierungs-, Handlungs- und Sozialkompetenz; Mehrperspektivität; kritische Analyse sprachlicher Konstrukte; Erkennen von Diskriminierungsmechanismen und Übertragen auf andere Formen der Diskriminierung; Entwickeln individueller Werturteile mit Respekt gegenüber anderen; Medienkompetenz; Reflexionskompetenz und Identitätsarbeit.
Lehrplanbezug
Behinderung, Umgang mit behinderten Menschen, Behinderung durch Sinnesschädigung, Die Welt anders wahrnehmen, Identität und Rolle, Mensch und Gemeinschaft; Anderssein, Zusammenleben, Diskriminierung, Ausgrenzung und Toleranz; Leben in und mit Vielfalt in historischer Perspektive, Euthanasie; Chancen, Grenzen und Risiken von Medien.
Empfohlenes Alter 12-16
Zeitrahmen 6 x 45 Min.
Benötigte Materialien Whiteboard; Beamer; Kopien der Arbeitsblätter;
Beschreibung Die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung stellt ein Menschenrecht dar. Dieses Modul verfolgt das Ziel, Vielfalt mit dem Fokus auf Beeinträchtigung als „Normalfall“ der Gesellschaft zu zeigen. Die Schüler*innen (S*S) lernen Persönlichkeiten mit Behinderung kennen, bekommen Einblicke in ihre Lebenswelten und lernen etwas über die Facettenhaftigkeit verschiedener Beeinträchtigungsformen. Darüber hinaus reflektieren sie Labelingprozesse und lernen Disability Pride kennen.
Fach / Themenfeld Ethik/Religion Politik/Sozialkunde Geschichte Philosophie Sprache

Ablaufplan

Abkürzungen:

  • A = Aktivität
  • D = Diskussion
  • GA = Gruppenarbeit
  • IW = Individuelle Arbeit
  • HA = Hausaufgabe
  • PA = Partnerarbeit
  • VL = Vorbereitung (Lehrkraft)
  • = Schüleräußerungen
  • SP = Schülerpräsentation
  • LV = Lehrervortrag

Download

Phase Inhalt Medien, Material

Eröffnungsphase; erste Erforschung von Konzepten
(15 Min.)

  • A
  • D
Vorbereitung
  • Die Möglichkeit zum Projizieren eines Videos (M1) ist sichergestellt.
  • Die Lehrkraft fertig ausreichende Kopien von M2 und M3 an.
  • Kleingruppen haben die Möglichkeit, im Internet zu recherchieren.
Einstieg
  • Schritt 1 Einstieg in das Thema mit dem Video „Inclusion of people with disabilities“ von der ACT Alliance (M1). Das Video ist auf Englisch, es können aber automatisch erstellte Untertitel in verschiedenen Sprachen aktiviert werden.
  • Schritt 2 Zusätzlich teilt die Lehrkraft eine Transkription des Textes aus, damit die Schüler*innen (S*S) ihn in der Unterrichtssprache nachlesen und so das Video besser verstehen können.
  • Schritt 3 Die S*S fassen den Inhalt des Videos zusammen.
  • Schritt 4 Die Lehrkraft bittet die S*S zusammenzutragen, was Inklusion bedeutet und was jede*r Einzelne dafür tun kann. Ziel ist es herauszustellen, dass Inklusion eine gesellschaftliche Aufgabe ist und hierfür auch Strukturen verändert werden müssen. Die Lehrkraft hält zentrale Aspekte an der Tafel oder am Whiteboard fest.
  • Schritt 5 Die Lehrkraft regt die S*S dazu an zu überlegen, ob ihnen in ihrer Umgebung etwas aufgefallen ist, das als Inklusion bezeichnet werden kann und welche Erfahrungen sie bisher mit dem Thema gemacht haben.
M1
Video Was ist Inklusion?
M2
Abschrift Inklusion von Menschen mit Behinderungen
Zusatzmaterial
  • Computer mit Internetzugang und Projektor
  • Kopien der Arbeitsblätter

Übergang in die Arbeitsphase
(5 Min.)

  • D
  • Die Lehrkraft leitet zum nächsten Inhalt über und fragt die S*S, ob ihnen aktuelle Beispiele für bekannte Menschen mit Beeinträchtigung einfallen.
  • Erwartungshorizont: Hierdurch sollen Perspektiven der S*S eingebunden und Lebensweltnähe sichergestellt werden.
  • Nun sollen anhand einer Biografiearbeit Menschen mit Beeinträchtigung vorgestellt und an ihren Beispielen Inklusion thematisiert werden.

Arbeitsphase
(25 Min.)

  • GA
  • Schritt 1 Die Lehrkraft verteilt das Arbeitsblatt zu den berühmten Personen (M3) aus und teilt die S*S in Kleingruppen ein.
  • Schritt 2 Die S*S sehen sich die auf dem Arbeitsblatt vorgeschlagenen Personen an und jede Kleingruppe sucht sich eine von ihnen aus. Sie haben auch die Möglichkeit, eigene Vorschläge mit einzubringen.
  • Schritt 3 Die Lehrkraft stellt sicher, dass sich die Gruppen jeweils mit unterschiedlichen Personen beschäftigen.
  • Schritt 4 Die Gruppen recherchieren zu ihrer Person im Internet und bereiten eine kurze, zweiminütige Vorstellung vor, in der erwähnt werden soll, wer die Person ist und was sie durch sie Neues erfahren haben bzw. was die S*S überrascht hat. Bei Bedarf kann die Aufgabe zu Beginn der nächsten Stunde fertig gestellt werden.
  • Schritt 5 Die Präsentation der Personen findet in der nächsten Stunde statt.
M3
Arbeitsblatt Biografisches Werk: Berühmte Persönlichkeiten
Zusatzmaterial
  • Computer mit Internetzugang und Projektor
  • Kopien der Arbeitsblätter
Phase Inhalt Medien, Material

Arbeitsphase
(10 Min.)

  • GA
Vorbereitung
  • Eine Tafel oder ein Whiteboard zum Festhalten von Ergebnissen steht bereit.
Einstieg
  • Die Kleingruppen erhalten Zeit zur Vorbereitung ihrer Impulsvorträge.

Schülerpräsentation
(15 Min.)

  • SP
  • Die Kleingruppen stellen ihre Berühmtheiten kurz vor.

Hinweis

  • Gegebenenfalls weist die Lehrkraft darauf hin, dass es verschiedene Arten von Beeinträchtigung gibt, sodass psychische Störungen ebenso dazugehören wie körperlich-motorische, sozial-emotionale, Sinnes- und kognitive Beeinträchtigungen.

Verstärkung des Gelernten
(20 Min.)

  • D
  • Schritt 1 Die Lehrkraft bittet die S*S, die verschiedenen Beispiele miteinander zu vergleichen.
  • Schritt 2 Diskussionsstarter:
    • Was fällt euch bei all diesen Menschen auf? Gibt es Gemeinsamkeiten in den Geschichten?
    • Kann man bei diesen Beispielen von gelungener Inklusion sprechen? Warum (nicht)? Was wäre eine „gelungene Inklusion“?
  • Schritt 3 Die Lehrkraft hält Wesentliches an der Tafel oder am Whiteboard fest.
Phase Inhalt Medien, Material

Arbeitsphase
(10 Min.)

  • LV
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft bereitet ausreichend viele Kopien von M4 vor.
Einstieg
  • Schritt 1 Die Lehrkraft legt dar, dass es nun um bestimmte Begriffe geht, die umgangssprachlich als Beleidigungen verwendet werden und wie dies bei Menschen ankommt, die sich davon angesprochen fühlen.
  • Schritt 2 Sie verteilt das Interview mit dem Aktivisten Raul Krauthausen (M4) und bittet die S*S, den ersten Teil in Stillarbeit zu lesen.
M4
Interview Sprachbehinderung und Diskriminierung: Ein YouTube-Interview

Diskussion und erste Erkundung neuer Konzepte
(20 Min.)

  • D
  • Die Lehrkraft achtet darauf, dass die S*S nicht das gesamte Interview lesen. Wenn alle mit dem ersten Teil fertig sind, leitet die Lehrkraft eine Diskussion in der Klasse an.
  • Diskussionsstarter:
    • Nehmt zu folgender Aussage aus dem Interview Stellung: „Wenn wir Wörter wie ‚behindert‘ gebrauchen […], dann ist uns oft gar nicht klar, dass Sprache unglaublich viel Macht haben kann. Und allein dadurch, dass wir diese Wörter permanent gebrauchen und in ihrer Bedeutung verharmlosen, verletzen wir eigentlich mehr Menschen, als wir es vorhaben.“ (Zitat Raul Krauthausen)
    • Wie seht ihr das? Verwendet ihr selbst auch solche Begriffe?
    • Fallen euch weitere Bezeichnungen ein, die diskriminierend aufgenommen werden könnten? (Zum Beispiel „Schwuchtel“ etc.)?1
  • Erwartungshorizont
    • Viele der von den S*S genannten Bezeichnungen haben eine diskriminierende Wirkung auf Betroffene. Die Klasse sollte für die Macht der Sprache sensibilisiert werden und ihren Sprachgebrauch kritisch reflektieren.

Zweite Diskussionsphase; Verstärkung des Gelernten
(15 Min.)

  • LV
  • D
  • Schritt 1 Die Lehrkraft bestimmt einzelne S*S, die den zweiten Teil des Interviews laut vorlesen. Alternativ kann auch die Lehrkraft diesen Teil vortragen.
  • Schritt 2 Sie reflektiert mit den S*S das Gelesene.

Erwartungshorizont

  • Es wird deutlich, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung sich, wie alle anderen auch, voneinander unterscheiden. Auch können und müssen sie sich unterschiedlicher Möglichkeiten bedienen, um sich selbst Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu verschaffen. Besonders sind aber die Menschen ohne Beeinträchtigung gefragt, um ihnen Barrieren aus dem Weg zu räumen und dadurch gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Ein Beitrag, den jede*r Einzelne leisten sollte, ist eine Reflexion des Sprachgebrauchs und eine Bewusstmachung und Vermeidung von Wörtern und Redewendungen, die andere Menschen degradieren oder eine verletzende Wirkung haben können.
  • Es sollte noch einmal herausgestellt werden, dass erst die Benachteiligungen durch Umwelt und Gesellschaft eine Behinderung ausmachen (zuvor liegt lediglich eine Beeinträchtigung vor). Inklusion obliegt nicht der alleinigen Verantwortung der oder des Betroffenen, sondern ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Hierzu ist es jedoch notwendig, Barrieren – bauliche Barrieren ebenso wie Exklusionsprozesse, die dadurch entstehen, dass wir selbst andere gedanklich ausschließen – abzubauen. Rechte allein können dies nicht gewährleisten; auch Medien, Arbeitgeber*innen, Schulen usw. sowie jede*r einzelne sind in der Pflicht.

Phase Inhalt Medien, Material

Einführungsphase
(5 Min.)

  • LV
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien von M5-M8 für die Gruppenarbeit an. Sie liest sich die Texte selbst zur Vorbereitung durch, damit sie ggf. Fragen der S*S direkt klären kann.
  • Die Möglichkeit zur Recherche im Internet während der Gruppenarbeit ist sichergestellt.
Einstieg
  • Schritt 1 Die Lehrkraft erklärt, dass nun aktuelle Bilder (und Narrative) in den Medien kritisch hinterfragt werden sollen. Hierzu finden sich die S*S in vier Kleingruppen zusammen. Die einzelnen Gruppen beschäftigen sich jeweils mit einem Medienformat näher. Ergänzend kann auch ein Vorschlag der Klasse bearbeitet werden.
  • Schritt 2 Die Lehrkraft stellt kurz die verschiedenen Personen, um die es in den Arbeitsblättern (M5-M8) hauptsächlich geht, vor.

Hinweis

  • Es ist sinnvoll, über die Formate selbst zunächst nicht zu informieren, da sich die S*S sonst evtl. von diesen in ihrer Auswahl zu sehr leiten lassen würden.

Erwartungshorizont

  • Durch diese Übung sollen die Medienkompetenz sowie die Urteilskompetenzen der S*S gefördert werden.

M5
Arbeitsblatt Bei der Geburt gewechselt
M6
Arbeitsblatt Soundcheck
M7
Arbeitsblatt Die Unberührbaren
M8
Arbeitsblatt Ich vor dir

Arbeitsphase
(40 Min.)

  • GA
  • Schritt 1 Die Lehrkraft nennt die Titel der Arbeitsblätter, die nun bearbeitet werden sollen, ohne das Medium zu nennen (Buch, Film usw.), um das es sich handelt. Die Kleingruppen äußern ihren Erst- und Zweitwunsch, welches Material sie bearbeiten möchten. Die Lehrkraft teilt die Materialien zu.
  • Schritt 2 Nun bearbeiten die Kleingruppen das jeweilige Material und bereiten eine Präsentation vor.
M5
Arbeitsblatt Bei der Geburt gewechselt
M6
Arbeitsblatt Soundcheck
M7
Arbeitsblatt Die Unberührbaren
M8
Arbeitsblatt Ich vor dir
Phase Inhalt Medien, Material

Schülerpräsentation; Verstärkung des Gelernten
(30 Min.)

  • SP
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft ist auf unterschiedliche Präsentationsformen der Schüler*innengruppen technisch vorbereitet.
  • Die Lehrkraft bereitet ausreichend viele Kopien von M9 vor.
  • Zur Vorbereitung auf den Unterricht hat der Lehrer die Hintergrundinformationen zum Video M9 hier gelesen.
  • Bereiten Sie einen Computer mit Internetzugang und Projektor für Videos vor
  • Schritt 1 Die Gruppen stellen kurz ihre Ergebnisse vor (max. 5 Minuten pro Gruppe).
  • Schritt 2 Die Lehrkraft macht sich an der Tafel Notizen zu wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Erzählungen und Darstellungen. Zu den Themen, die der Lehrer besprechen könnte, könnte die offensichtliche erzählerische Ähnlichkeit zwischen den Filmen Me Before You und The Intouchables gehören.
  • Schritt 3 Die Erkenntnisse, die sich aus der Übung ergeben, sollten die folgenden Punkte umfassen:
    • Menschen mit Behinderungen spielen auch heute noch selten eine herausragende Rolle in kulturellen Produktionen, und die Art und Weise, wie diese Produktionen sie darstellen, ist sehr unterschiedlich.
    • Die Botschaften, die in diesen Kulturproduktionen vermittelt werden, sind ebenfalls sehr unterschiedlich und reichen von der Darstellung realistischer Lebenswelten bis hin zu Darstellungen, die Leiden und andere negative Konnotationen von Behinderung in den Mittelpunkt stellen.
    • Grundsätzlich ist der Grad der Beteiligung von Menschen mit Behinderung an der Erstellung der Darstellung proportional zum Grad ihrer Authentizität.
    • Kulturelle Produktionen sowie alltägliche Gespräche und Aktionen sollten es vermeiden, unhinterfragt und unüberlegt über Menschen mit Behinderungen zu „reden“, sondern dafür sorgen, dass sie „mit“ (im doppelten Sinne des Wortes – im Dialog mit und an der Seite sein, zur Unterstützung von) Menschen mit Behinderungen.

Abschlussphase
(20 Min.)

  • LV
  • D
  • SP
  • Schritt 1 Die Lehrkraft geht nun in die Schlussphase des Unterrichts über, in der ein Beispiel mit politischem Bezug betrachtet wird, um eine kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Inklusionsbegriff und mit bestehenden Bildern von Menschen mit Behinderungen in heutigen Gesellschaften zu ermöglichen. Dieser Teil der Lektion verwendet Meryl Streeps Rede bei den Golden Globes 2017, insbesondere ihren Hinweis auf einen kontroversen Vorfall mit Donald Trump. Als Hintergrundlektüre empfehlen wir diesen Artikel.
  • Schritt 2 Der Lehrer zeigt das Video mit der Rede (M10).
  • Schritt 3 Die Schüler haben dann die Möglichkeit, darüber zu diskutieren.
  • Schritt 4 Diskussionsstarter:
    • Finden Sie, dass bekannte (nicht-politische) Persönlichkeiten politische Meinungen äußern sollten?
    • Wie ist der aktuelle Stand der Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Ihrem Land? Für wie effektiv/erfolgreich halten Sie die bisherigen Inklusionsprozesse in Ihrem Land?
    • Sind Ihnen Bilder von Menschen mit Behinderungen in den Medien oder anderen kulturellen Produktionen aufgefallen? Wie waren sie?
    • Gibt es einen Unterschied zwischen "eine Behinderung haben" und "behindert sein" (hier ist es vielleicht notwendig, die Schüler auf die passive Form von "behindert sein" aufmerksam zu machen, die so verstanden werden kann, dass jemand oder etwas die Person "behindert")?

Hinweis

  • Es ist wichtig, dass der Lehrer hier noch einmal betont, dass es die Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen durch die sie umgebenden Einzelpersonen und Gesellschaften ist, die den Status „Behinderte“ als einen Zustand hervorbringt, in den jemand von anderen versetzt wird. Inklusion ist nicht allein eine Aufgabe von Menschen mit Behinderungen, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wenn es gelingen soll, müssen Barrieren aller Art – von physischen in gebauten Umgebungen bis zu denen in den Köpfen der Menschen – überwunden werden. Die einfache gesetzliche Verankerung von Rechten kann diese Aufgabe nicht erfüllen; Die aktive Beteiligung unserer Gesellschaftssysteme – Arbeitgeber, Schulen, Medien usw. – und jedes Einzelnen von uns, mit und ohne Behinderung, ist von wesentlicher Bedeutung.

M10
Video Stolz

Abrundung des Unterrichts
(10 Min.)

  • LV
  • Schritt 1 Die Lehrkraft schließt die Unterrichtsstunde mit einem Zitat des Journalisten Jonas Karpa ab, das sie oder er an die Tafel oder das Whiteboard schreibt: „’Die Behinderung eines Menschen ist Teil seiner Identität. Du kannst keine Identität vortäuschen.“.
  • Schritt 2 Der Lehrer fordert die Schüler auf, ihre Gedanken und Ansichten zu dem Zitat zu äußern.
Phase Inhalt Medien, Material

Einführung
(5 Min.)

  • LV
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft bereitet ausreichend viele Kopien von M9 vor.
  • Der Lehrer hat die zum Abspielen eines Videos erforderliche Ausrüstung organisiert (M10).
Einstieg
  • Schritt 1 Die Lehrkraft teilt den Schülern mit, dass die folgende Unterrichtsstunde einen anderen Schwerpunkt haben wird als die vorangegangene Erkundung der diskriminierenden oder verletzenden Sprache, die von anderen über Menschen mit Behinderungen verwendet wird. Die Darstellungen von Menschen mit Behinderungen, die die SchülerInnen für ihre Präsentationen untersucht haben, beziehen sich an verschiedenen Stellen auf "Etiketten" für Behinderungen, auf die Art und Weise, wie Menschen mit Behinderungen über sich selbst sprechen, und auf den Stolz auf eine Identität, die sich auf eine Behinderung konzentriert. Die jungen Gehörlosen, die in Switched at Birth gezeigt werden, sind beispielsweise stolz darauf, der Gehörlosengemeinschaft anzugehören, und gehen mit ihrer Schwerhörigkeit in einer bejahenden Weise um. Wann ist es in Ordnung, Menschen zu etikettieren - sie in Kategorien zu stecken? Ist das jemals in Ordnung? Und unterscheidet sich die Selbstetikettierung - z. B. die Identifizierung als LGBTQIA+ oder als Teil der Behindertengemeinschaft - davon, von Menschen außerhalb dieser Gemeinschaft "anders" behandelt zu werden?

Hinweis

  • Etikettierung und Fremdbestimmung schaffen Grenzen und Prozesse der Inklusion und - meist - der Exklusion. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich das Arbeitsblatt auf die Reflexion der Individuen über Selbstetikettierung und Selbstidentifikation in ihrem eigenen Leben, einschließlich intersektionaler Identitäten.
  • Das Pride-Konzept geht auf die Bürgerrechtsbewegung der LGBTQ-Menschen in den USA Ende der 1960er Jahre zurück. Heute geht es bei Pride darum, dass Menschen ihre Identität bekräftigen und zelebrieren. Das Konzept wurde inzwischen von Menschen übernommen, die sich einer Reihe von Gruppen zugehörig fühlen; neben dem LGBTQ-Pride gibt es auch den Disability Pride und den Deaf Pride.

Arbeitsphase; Verstärkung des Gelernten
(25 Min.)

  • IW
  • Schritt 1 Der Lehrer verteilt Kopien des Arbeitsblatts (M9), das einen Abschnitt enthält, in dem die Schüler ihre eigenen Gedanken und Ansichten reflektieren können.
  • Schritt 2

    Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten das Arbeitsblatt selbstständig.

    Hinweis

    • Es ist in Ordnung, wenn einige Schüler mehr Zeit damit verbringen, Fakten und Informationen über die Behindertenstolzbewegung und ihre Bedeutung zu erarbeiten, während sich andere stärker auf ihre eigene Identität konzentrieren. Das bedeutet, dass nicht alle Schüler alle Fragen beantworten müssen.

M9
Arbeitsblatt Identität, Etiketten und Stolz

Verstärkung des Gelernten
(10 Min.)

  • D
  • LV
  • Schritt 1 Es folgt eine Diskussion in der ganzen Klasse über ausgewählte Aspekte der Fragen/Aufgaben in M9.
  • Schritt 2 Diskussionsstarter:
    • Fiel es Ihnen leicht, die selbstgewählten Identitäten (einschließlich multipler/intersektionaler Identitäten) der Personen auf dem Arbeitsblatt zu benennen? Mit anderen Worten, waren Sie in der Lage, die Menschen (und sich selbst) in Dimensionen der Vielfalt zu verorten?
    • Welche Diversitätsdimensionen sind für Ihr Leben relevant, welche nicht?
    • Stört es Sie, dass diese Aspekte der Vielfalt Ihr Leben beeinflussen?
    • Was bedeutet Ihrer Meinung nach Behinderungsstolz?
    • Können Sie irgendwelche Beziehungen oder Verweise auf andere Pride-Bewegungen und Identitäten erkennen?
  • Schritt 3

    Der Lehrer achtet darauf, dass sich die Schüler respektvoll an Diskussionen beteiligen und andere nicht verunglimpfen.

    Hinweis

    • Während des Gesprächs sollte die Lehrkraft immer wieder daran erinnern und betonen, dass es den Schülerinnen und Schülern freisteht, ob und in welchem Umfang sie sich engagieren, insbesondere wenn es darum geht, die Gedanken, die sich aus ihrer Selbstreflexion ergeben, offenzulegen. Sie oder er stellt sicher, dass die Schüler verstehen, dass Selbstbezeichnung und Identifikation mit einer bestimmten Gruppe nicht obligatorisch sind und nicht etwas, was jeder „richtig“ oder „falsch“ machen kann. Es gibt viele Gründe für und gegen die Identifikation mit einer bestimmten Gruppe. Es kann zum Beispiel jemandem helfen, seine Identität zu entwickeln und zu bestätigen; es kann aber auch ihrer Selbstverwirklichung (das kann zum Beispiel bei einer LGBTQIA-Identität passieren) oder ihrer Wahrnehmung von anderen Grenzen setzen. Jeder hat das Recht, diese Fragen für sich selbst zu entscheiden, und niemand muss sich in dieser Hinsicht vor jemand anderem rechtfertigen oder erklären.

M9
Arbeitsblatt Identität, Etiketten und Stolz

Abrundung des Unterrichts
(5 Min.)

  • LV
  • Schritt 1 Der Lehrer beendet die Unterrichtsstunde, indem er die Schüler daran erinnert, dass jemand mit einer Behinderung stolz auf diese Behinderung als Teil seiner eigenen Identität sein kann, auch wenn es ihm von Zeit zu Zeit Schwierigkeiten und problematische Erfahrungen bereiten kann. Das ist es, was „Behinderungsstolz“ bedeutet.
  • Schritt 2 Die Lehrkraft zeigt der Klasse das Video 'Stolz', in dem es um Selbstakzeptanz, Identität und Stolz auf diese Identität geht und das eine bejahende, ermutigende Botschaft vermittelt. (Die Untertitel des Videos sind in verschiedenen Sprachen verfügbar). Auf diese Weise beendet die Lehrkraft die Unterrichtseinheit mit einer nachdrücklichen, optimistischen Note.
M10
Video Stolz