Einführung

Sachinformation und didaktische Perspektive

Die Ideologie des Antiziganismus gründet in der Stigmatisierung von Gruppen und Einzelpersonen als „Zigeuner“, wovon zumeist Romnja und Roma betroffen sind. Diese Stigmatisierung basiert auf der Annahme, diese seien eine homogene Gruppe mit unveränderlichen Merkmalen. Hinzu kommt eine verallgemeinernde Zuschreibung stereotyper, von der Norm abweichender Eigenschaften an diese Gruppe, wie „Zigeuner haben das im Blut“ oder „Roma neigen zum Diebstahl“. Diese sind im Kern häufig schon Jahrhunderte alt und werden gesellschaftlich immer wieder auf aktuelle Situationen angepasst.

Antiziganistische Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung bauen auf dieser Ideologie auf. Meistens zielen derartige Handlungen und soziale Strukturen auf Romnja und Roma ab, sie können aber auch – abhängig von den sozialen und historischen Bedingungen – andere Gruppen und Individuen betreffen, die als „Zigeuner“ wahrgenommen werden.

Die Arbeit mit Facebook-Posts und Medienberichten in diesem Unterrichtsmodul soll die kritische Hinterfragung medialer Darstellungen ermöglichen. Ein Rollenspiel befördert ein praktisches, schülerorientiertes Einfühlen und „Erlebbarmachen“ diskriminierender Gruppenprozesse.

Erwartete Kompetenzen

Kompetenzen
  • Wiedergabe und kritische Bewertung medialer Inhalte sowie aufgabengemäße Bearbeitung; Chancen und Risiken sozialer Medien kennen (Medienkompetenz)
  • Funktionsweisen von Diskriminierung anhand des Beispiels Antiziganismus erklären und analysieren können
  • sich in die Situation und Perspektive anderer versetzen (Mehrperspektivität)
  • Entwicklung und Reflexion einer eigenen Position zu politischen sowie sozialen Sachverhalten
  • Beschreiben von Handlungsstrategien gegen Diskriminierung
  • Kompetenz, in heterogenen Gruppen erfolgreich und selbstständig zu handeln
  • offene und gewaltfreie Austragung von Konflikten und respektvolle Auseinandersetzung mit anderen (Werteorientierung)
Lehrplanbezug
Antiziganismus, Diskriminierung, Rassismus, Konflikte und Gewalt, Minderheiten, (Sinti und) Roma, Medien, Bewusstsein für und Wertschätzung von Diversität, individuelle und kollektive Handlungsmöglichkeiten; ethisch verantwortungsbewusstes Verhalten
  • Play
Empfohlenes Alter 14-18
Zeitrahmen 3 x 45 Min.
Benötigte Materialien Tafel/Flipchart; Smartphones/Computer mit Internetzugang für die Schülerinnen und Schüler; Computer mit Internetzugang und Projektor; Computerarbeitsstationen oder mobile Terminals;
Beschreibung In diesem Unterrichtsmodul werden Funktionsweisen und Mechanismen von Vorurteilen und Rassismus gegenüber Sintize, Sinti, Romnja, Roma und anderen als „Zigeuner“ stigmatisierten Gruppen (Antiziganismus) thematisiert.
Fach / Themenfeld Ethik/Religion Politik

Ablaufplan

Abkürzungen:

  • A = Aktivität
  • D = Diskussion
  • GA = Gruppenarbeit
  • IW = Individuelle Arbeit
  • HA = Hausaufgabe
  • PA = Partnerarbeit
  • VL = Vorbereitung (Lehrkraft)
  • = Schüleräußerungen
  • SP = Schülerpräsentation
  • LV = Lehrervortrag

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Phase Inhalt Medien, Material

Einführung
(15 Min.)

  • LV
  • D
Lernziele
  • Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich grundlegende Informationen zu den Ereignissen und zur anschließenden öffentlichen Debatte zum „Fall Maria“.
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien von Material 3, 4 und 5 an (drei Gruppen) und stellt die technischen Voraussetzungen für die Projektion der Videos „Ich bin keine Gaunerin“ und „Roma gegen ‚Maria‘-Berichterstattung“ sicher. Sie fertig außerdem Kopien der Transkripte zu den Videos an.
  • Flipchart, Tafel oder Smartboard stehen zur Verfügung.
  • Die Lehrkraft kann sich zur Vorbereitung auf die Stunde über die Geschichte der Romnja und Roma informieren (siehe beispielsweise https://www.coe.int/t/dg4/education/roma/histoculture_EN.asp; das Informationsmaterial ist in verschiedenen Sprachen, auch auf Deutsch, verfügbar).
Einstieg
  • Schritt 1 Die Lehrkraft zeigt das Video der Fundación Secretariado Gitano „Ich bin keine Gaunerin“ (Material 1) und verteilt das Transkript.
    • Es gibt Untertitel in verschiedenen Sprachen.
  • Schritt 2 Die Lehrkraft stellt das Thema des Moduls vor und klärt grundlegende Verständnisfragen. Folgende Fragen könnten aufkommen:
    • Wer oder was sind „Roma“?
    • Was ist mit „Zigeuner“ gemeint?
    • Was ist Antiziganismus?
Die Lehrkraft sollte lediglich so viel Verständnis herstellen wie für das grundlegende Verstehen des nachfolgenden Films zum „Fall Maria“ notwendig ist. Alle Fragen werden im weiteren Verlauf noch einmal aufgegriffen. Darüber hinausgehende Informationen werden in der Arbeitsgruppenphase erarbeitet.
M1
Video, Transkript „Ich bin keine Gaunerin“

Hauptteil
(15 Min.)

  • A
  • Schritt 1 Die Lehrkraft zeigt das Video der Deutschen Welle „Roma gegen ‚Maria‘-Berichterstattung“ (Material 2) und teilt das Transkript aus.
  • Schritt 2 Die Lehrkraft bildet unter den Schülerinnen und Schülern drei gleich große Gruppen.
  • Schritt 3 Gruppe 1 beschäftigt sich mit dem Pressematerial Der „Fall Maria“ in den Medien (Material 3) und beantwortet die Aufgaben auf dem dazugehörigen Arbeitsblatt.
  • Schritt 4 Gruppe 2 liest die Pressemitteilung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma „Kritik an der Berichterstattung“ (Material 4) und bearbeitet das Arbeitsblatt.
  • Schritt 5 Gruppe 3 liest den Sachtext von Bejamin Ignác „Der ‚Fall Maria‘ aus der Sicht von Roma NGOs“ (Material 5) und bearbeitet das Arbeitsblatt.
  • Schritt 6 Die Lehrkraft steht betreuend zur Seite und hilft offene Fragen zu klären und Verständnisprobleme zu mindern.
  • Schritt 7 Die Gruppen können auch ermutigt werden, selbst ein Beispiel für diskriminierende Berichterstattung zu suchen und der Klasse zu präsentieren. Wenn ein solches Beispiel verwendet wird ist es wichtig, auf Elemente diskriminierender Medienberichterstattung einzugehen. Hierzu gehören:
    • unzulässige Verallgemeinerungen
    • unzulässige Vorannahmen und/oder Schlussfolgerungen
    • Suggestivfragen, die eigentlich Aussagen transportieren
    • unkommentierte Verwendung diskriminierender Aussagen Dritter
    • Auswahl des Berichteten: Stereotype Bilder
    • emotionalisierende oder schockierende Sprache
M2
Video, Transkript „Roma gegen ‚Maria‘-Berichterstattung“
M3
Arbeitsblatt „Der ‚Fall Maria‘ in den Medien“
M4
Arbeitsblatt „Kritik an der Berichterstattung: Pressemeldung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma“
M5
Arbeitsblatt Der „Fall Maria“ aus der Sicht von Roma NOGs

Präsentation der Ergebnisse
(15 Min.)

  • SP
  • Schritt 1 Die einzelen Gruppen stellen die Ergebnisse ihrer Gruppenarbeit kurz vor.
  • Schritt 2 Dazu kann entweder ein Smartboard verwendet werden oder relevante Informationen können an die Tafel geschrieben oder per Flipchart visualisiert werden.
  • Schritt 3 Die Lehrkraft kann evtl. falsche Informationen korrigieren oder fehlende und weiterführende Informationen ergänzen.
  • Schritt 4 Schlüsselergebnisse:
    • Maria erregte die Aufmerksamkeit der Polizeibeamten, da ihre helle Haut und ihre blonden Haare nicht deren rassifizierter Weltanschauung entsprachen.
    • Die Medien berichteten weltweit über den Fall, da die Geschichte zu dem tiefverwurzelten Vorurteil, „Zigeuner“ würden Kinder entführen, passte.
    • Das Verhalten der Polizei in Griechenland hatte Auswirkungen, die Romnja und Roma auf der ganzen Welt betrafen, da diese verdächtigt wurden, Kindesentführerinnen und -entführer zu sein und Angst haben mussten, dass ihnen ihre eigenen Kinder weggenommen würden.
Zusatzmaterial
  • Tafel/Flipchart
Phase Inhalt Medien, Material

Einführung
(10 Min.)

  • LV
Lernziele
  • Die Schülerinnen und Schüler setzen sich anhand von Beispielen intensiv mit dem Vorurteil der Kindesentführung durch vermeintliche ‚Zigeuner‘ auseinander.
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien von {1}Fake news – Fallbeispiele aus Deutschland{/1} (Material 6), {2}Angriffe in Italien{/2} (Material 7) und {3}Der Glöckner von Notre Dame{/3} (Material 8) an (drei Gruppen).
  • Flipchart, Tafel oder Smartboard stehen zur Verfügung.
Einstieg
  • Schritt 1 Die Lehrkraft erklärt, dass negative Bilder von den sogenannten ‚Zigeunern‘ Jahrhunderte alt sind und dass alte Vorurteile nach wie vor existierten, egal wie absurd sie sind.
  • Schritt 2 Im Anschluss weist die Lehrkraft darauf hin, dass eines der Vorurteile, die schon seit Jahrhunderten bestehen, das Vorurteil der ‚Kindesentführung‘ durch vermeintliche ‚Zigeuner‘ ist. Dazu erfolge nun eine weitere Gruppenarbeit.

Hauptteil
(15 Min.)

  • GA
  • Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich in drei Kleingruppen mit verschiedenen Beispielen für das Vorurteil der ‚Kindesentführung‘ der vermeintlichen ‚Zigeuner‘ und beantworten die Arbeitsaufträge in Gruppen:
    • Gruppe 1: {1}Fake News – Fallbeispiele aus Deutschland{/1} (Material 6)
    • Gruppe 2: {1}Angriffe in Italien{/1} (Material 7)
    • Gruppe 3: {1}Der Glöckner von Notre-Dame{/1} (Material 8)
M6
Arbeitsblatt „Fake News – Fallbeispiele aus Deutschland“
M7
Arbeitsblatt „Angriffe in Italien“
M8
Arbeitsblatt „Der Glöckner von Notre-Dame“

Präsentation der Ergebnisse
(20 Min.)

  • SP
  • Schritt 1 Jede Gruppe stellt ihre Ergebnisse vor. Dabei sollte ein Schwerpunkt darauf liegen, welche Rolle das Vorurteil der Kindesentführung durch vermeintliche ‚Zigeuner‘ in ihrem Beispiel gespielt hat.
  • Schritt 2 Schlüsselergebnisse:
    • Die Schülerinnen und Schüler erkennen die Überschneidungen der untersuchten Beispiele und beziehen sie auf die Berichterstattung über den „Fall Maria“.
    • Die Schülerinnen und Schüler lernen wie Vorurteile zu Ausgrenzung von und Gewalt gegen Romnja, Roma, Sintize und Sinti führen kann.
    • Die Schülerinnen und Schüler stellen fest, dass das Vorurteil nicht auf falschen Generalisierungen basiert, sondern auf einer tiefverwurzelten Angst in der Gesellschaft, die auf die Romnja, Roma, Sintize und Sinti projiziert wird.
  • Schritt 3 Im Anschluss sollten die Schülerinnen und Schüler die Frage diskutieren, ob ihre Beispiele Ähnlichkeit mit dem „Fall Maria“ haben und welche Unterschiede es gibt.
  • Schritt 4 Kennen die Schülerinnen und Schüler andere Beispiele für das Vorurteil der Kindesentführung durch vermeintliche ‚Zigeuner‘?
Zusatzmaterial
  • Tafel/Flipchart
Phase Inhalt Medien, Material

Einführung
(5 Min.)

  • LV
Lernziele
  • Die Schülerinnen und Schüler lernen und reflektieren, wie die Konstruktion von Menschengruppen aufgrund essentialisierender Merkmale Ausschließung und Diskriminierung erzeugen kann. Die Schülerinnen und Schüler schaffen es, den Prozess der Essentialisierung und den Prozess der Zuschreibung als zwei Schritte der Entstehung antiziganistischer Vorurteile zu begreifen.
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft stellt farbige Klebepunkten (Bürobedarf) bereit. Die Punkte sollten sich möglichst nur in zwei Kategorien unterscheiden, z. B. Farbe (rot, blau, gelb) und Markierung (zusätzlicher schwarzer Punkt in der Mitte oder nicht).
Einstieg

"Punkt auf der Stirn"

  • Schritt 1 Die Lehrkraft bittet die Schülerinnen und Schüler, sich in einen Sitzkreis zu setzen und erklärt ihnen, dass sie für etwa eine Minute die Augen schließen müssen und für den gesamten Verlauf der Übung nicht mehr sprechen dürfen.
  • Schritt 2 Sie bereitet die Schülerinnen und Schüler auf eine kleine äußerliche Veränderung an ihnen vor, die zunächst geheim bleiben muss.
    • Die Lehrkraft sollte darauf achten, bestehende Gruppen und Hierarchien innerhalb der Klasse nicht durch ihre Punkteverteilung zu reproduzieren (z. B. durch die Zuteilung der gleichen Farbe an eine bestehende Freundesgruppe).
    • Skeptische Schülerinnen und Schüler können am Rande erfahren, dass es sich bei der Veränderung um einen kleinen Aufkleber auf der Stirn handelt.
  • Schritt 3 Die Lehrkraft klebt nun die Papier-Klebepunkte auf die Stirnen der Schülerinnen und Schüler. Eine Schülerin oder ein Schüler erhält keinen Aufkleber. Diese Position sollte keiner Person zukommen, die bereits innerhalb der Gruppe eine „Außenseiter-Position“ einnimmt.
  • Schritt 4 Anschließend bittet die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler, die Augen zu öffnen.

Das Rollenspiel lehnt an die Übung „Punkt auf der Stirn“ aus dem Methodenhandbuch zum Thema Antiziganismus für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit (Alte Feuerwache e.V. Jugendbildungsstätte Kaubstraße, 2014, S. 110-113) an.

Zusatzmaterial
  • Bunte Klebepunkte

Rollenspiel
(10 Min.)

  • Schritt 1 Die Lehrkraft bittet die Schülerinnen und Schüler, in den nächsten sieben Minuten Gruppen zu bilden, ohne dabei miteinander zu sprechen.
  • Schritt 2 Die Lehrkraft nimmt während der folgenden sieben Minuten vorrangig eine beobachtende Position ein. Sie sollte insbesondere auf die Spieldynamik achten, um eventuell aufkommende Emotionen auffangen zu können. Keine der Schülerinnen und keiner der Schüler darf gezwungen werden, etwas zu tun, das er oder sie nicht tun möchte. Sie achtet zudem darauf, dass nicht gesprochen wird und verkündet regelmäßig die noch verbleibende Zeit.
    Die Lehrkraft lässt die Übung in jedem Fall sieben Minuten andauern, auch wenn die Gruppen scheinbar schon vor Ablauf der Zeit feststehen sollten und die Schülerinnen und Schüler (mehrfach) das Ende der Übung signalisieren. Dies kann zu weiteren dynamischen Gruppenbildungsprozessen und teils zu kreativen Einzel- und Gruppen-Aktionen führen, die von der Lehrkraft für die Auswertung genau beobachtet werden müssen.
  • Schritt 3 Nach Ablauf der sieben Minuten „befreit“ die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler von ihrem „Sprechverbot“ und bittet sie entsprechend der gebildeten Kleingruppen im Sitzkreis Platz zu nehmen.

Analyse und Diskussion
(30 Min.)

  • D
  • Die Auswertungsrunde dient der gemeinsamen Reflexion der Übung durch die Schülerinnen und Schüler, aber auch der Herstellung des Bezugs zum Thema Antiziganismus.
  • Impulse:
    • Welche Gründe waren ausschlaggebend für die Gruppenbildung?
    • Wie habt ihr den Gruppenfindungsprozess wahrgenommen? Fühltet ihr euch willkommen? Wurdet ihr nur geduldet?
    • Wie habt ihr es empfunden, dass ihr mit den Aufklebern „markiert“ wurdet?
    • (Zu der Schülerin oder dem Schüler ohne Aufkleber) Wie hast du dich gefühlt? Benachteiligt oder eher frei/bevorzugt?
  • Die Lehrkraft leitet zur lebensweltlichen Erfahrung der Schülerinnen und Schüler über:
    • Wer bestimmt, wer wir sind und welche Identität wir haben?
    • Wie bilden sich Gruppen in eurem Schulalltag?
    • Inwiefern könnten diese Gruppenbildungsprozesse problematisch sein?
    • Wie kann es uns gelingen achtsamer mit Ausschlussprozessen umzugehen?
  • Für den Transfer der Ergebnisse sollte das Themengebiet der gesellschaftlichen Zuschreibung unter Berücksichtigung folgender Aspekte behandelt werden: der Widerspruch zwischen Fremd- und Selbstbild, die gesellschaftliche Beeinflussung solcher Zuschreibungen und Fragen der Identität.
  • Die Lehrkraft sollte in dieser Diskussionsrunde darauf achten, dass folgende Aspekte Erwähnung finden:
    • Der Gruppenbildungsprozess war doppelt fremdbestimmt: a) die Punkte (analog zu Stigmata) wurden „von außen“ verordnet, b) wurden sie selbst mehrmals von anderen Schülerinnen und Schüler darauf hingewiesen, zu welcher Gruppe sie „gehören“.
    • Die Einteilung in Gruppen aufgrund vermeintlicher oder tatsächlicher äußerlicher Unterschiede kann nie eine Eindeutige sein.
    • Es sind immer einige besonders Engagierte, die sich dafür einsetzen, dass und wie Gruppen sich zusammenfinden. Ihre Rolle/Funktionen sollte näher ergründet werden.
    • Gruppenbildungsprozesse finden immer auf Basis gesellschaftlich konstruierter, also menschengemachter Kategorien statt. Gruppenbildung basiert nicht auf tatsächlicher Hauttönung, Haarfarbe oder Ähnlichem, entscheidend ist immer die gesellschaftliche Wahrnehmung körperlicher Eigenschaften. Dies sollte insbesondere verdeutlicht werden, falls von den Schülerinnen und Schüler Analogien beispielsweise zu „Hautfarbe“ aufgemacht werden.
Phase Inhalt Medien, Material

Einführung
(20 Min.)

  • D
Lernziele
  • Die Schülerinnen und Schüler verstehen den Essentialisierungsprozess, der dem „Fall Maria“ zugrunde liegt. Die Schülerinnen und Schüler schaffen es, den Prozess der Essentialisierung und den Prozess der Zuschreibung als zwei Schritte der Entstehung antiziganistischer Vorurteile zu begreifen.
Vorbereitung
  • Die Lehrkraft sollte in Vorbereitung den Text „Die Wirkungsweise der antiziganistischen Vorurteilsstruktur“ (Material 9) gelesen haben.
  • Sie stellt die technischen Voraussetzungen für die Projektion eines Standbildes (time code 00:04) aus dem Video Roma gegen 'Maria'-Berichterstattung sicher
Einstieg
  • Schritt 1 Für die Überleitung zum Thema Antiziganismus fragt die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler, ob ihnen, vergleichbar mit den Aufklebern aus der Übung, einfällt, welches Merkmal in dem Beispiel aus der letzten Stunde entscheidend für die Zuordnung zu einer Gruppe war.
  • Schritt 2 Die Lehrkraft stellt einen Rückbezug zur Pressemitteilung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma (Material 4) her:

    (Zitat aus der Pressemitteilung)

    „Die Polizeiaktionen basierten nach Auffassung des Zentralrates allein auf pseudo-ethnischen Kriterien, daß nämlich blonde Kinder bei Roma einen polizeilichen Verdacht auslösen.“

  • Schritt 3 Danach zeigt die Lehrkraft noch einmal das Standbild von Maria und ihren Pflegeeltern aus dem Film der Deutschen Welle „Roma gegen 'Maria'-Berichterstattung“. Sie fragt, ob die Schülerinnen und Schüler sich vorstellen können, warum genau dieses Foto, in fast in allen Medien abgebildet wurde?
  • Schritt 4 Falls dieses Thema nicht von selbst aufkommt, kann eine weitere Frage an die Schülerinnen und Schüler lauten: „Was glaubt ihr, was wäre geschehen, wenn die Haut- und Haar-Tönungen umgekehrt gewesen wären?“
  • Schritt 5 Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass die vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kritisierten „pseudo-ethnischen Kriterien“ nicht nur in rechten oder populistischen Kreisen vorhanden sind, sondern dass diese – häufig unbewusst – selbst von seriösen Medien und seriösen Organisationen verwendet werden.
M2
Video, Transkript „Roma gegen ‚Maria‘-Berichterstattung“

Zusammenfassung des Erlernten in einem Schaubild
(20 Min.)

  • LV
  • Schritt 1 Die Lehrkraft erstellt ein Schaubild, das ein grobes Schema der Entstehung antiziganistischer Vorurteile darstellt (siehe Material 10).
  • Schritt 2 Es ist hilfreich, das Schaubild während der Erläuterung zu erstellen und nicht das fertige Schaubild zu projizieren.
  • Schritt 3 Die Lehrkraft sollte insbesondere die beiden Schritte eins und zwei ausführlich erläutern. So wird sowohl die Einteilung aufgrund einer vermeintlich einheitlichen Hauttönung von Romnja, Roma, Sintize und Sinti (Schritt 1), als auch das das Vorurteil der Kindesentführung als Zuschreibung an Romnja, Roma, Sintize und Sinti nochmals aufgegriffen (Schritt 2) und in einen Zusammenhang gebracht.
  • Schritt 4 Abschließend kann die Lehrkraft erklären, dass eine solche antiziganistische Wahrnehmungsstruktur, die Grundlage für immer wieder entstehende Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung ist. Den Schaden haben die Betroffenen, wie beispielsweise die unschuldigen Bewohnerinnen und Bewohnern der Unterkünfte in Neapel, die von ‚den Italienern‘ angegriffen und vertrieben wurden.
M9
Hintergrundinformationen „Die Wirkungsweise der antiziganistischen Vorurteilsstruktur“
M10
Diagramm „Die Entstehung von antiziganistischen Vorurteilen“
Zusatzmaterial
  • Tafel/Flipchart